Winter

Schnee ist selten geworden in unserer Gegend. Wenn er denn mal kommt deckt er gnädig das bemitleidenswerte Bild zu, das der Garten im Winter abgibt.


Ursprünglich hatte ich mal das Ziel, schon im Herbst alles zurückzuschneiden und in Form zu bringen. Aber zum einen bin ich zu faul, zum anderen wäre es auch nicht besonders klug. Die milden Winter führen dazu, dass sich die Blütezeit der Spätblüher zum Teil bis in den Dezember hinzieht. Und in den markhaltigen Stengeln überwintert die Brut bestimmter Wildbienen, die man töten würde, wenn man sie abscheidet und auf den Boden legt. So bleibt das meiste Abgestorbene noch lange stehen.

Wie klein Davids Garten ist, erkennt man auch vor allem im Winter. Der ungehinderte Blick von vorne bis in die hinterste Ecke raubt einem jede Illusion, man hätte statt eines Hinterhofs doch einen Park erworben. Im Sommer gelingt der Selbstbetrug viel besser.


2015


Als auf dem ZAKK-Straßenfest eine Büste aufgefunden wurde, die dem Garten seinen Namen gab.


    David

    Was den Kapitalismus bewegt, Ungeheuerlichkeiten wie diese Terrakotta-Büste des Michelangelo-David hervorzubringen, bleibt ein Rätsel.

Der Engel

Etwas Gartenkitsch muss sein. Ich gehöre da nicht zu den Spartanern.


Bei jedem Objekt sollte man sich allerdings gut überlegen, ob es ein Beitrag ist oder alles Bestehende aus der Bahn wirft. Wir waren damals in Norditalien unterwegs. Dort bieten Händler entlang der Landstraßen eine abschreckende Fülle meist schlechter Beton-Repliken antiker Vorbilder von Statuen, Bildnissen und Säulen feil. Zwischen all diesen Ungeheuerlichkeiten stand diese Platte mit der Darstellung eines putto, der eine Ähre im Arm hält. “Das passt!”, dachten wir und haben ihn mitgenommen.

Er fand seinen Platz an der hinteren Mauer, am Endpunkt der Blickachse zur Terrassentür und ist deshalb auch von der Wohnung aus gut zu sehen. Die schneeweiß blühende Rose ‘Schneewittchen’ wurde ihm beigesellt und so wacht er seither über den Garten.


2014


Als in einer Schmuddelecke eine Eremitage entstand, wo auch eine edle Weinrebe ein nettes Plätzchen fand. 


    Die Eremitage

    Es gibt wahrscheinlich in jedem Garten Ecken, die einem irgendwie nicht geraten wollen, wo entweder nichts wachsen will oder zu denen man einfach keine Idee hat.

2013


Als das Gartenjahr mit etwas Winter begann, die Terrasse neu gestaltet und ein Pavillon errichtet wurde.


    Winter

    Schnee ist selten geworden in unserer Gegend. Wenn er denn mal kommt deckt er gnädig das bemitleidenswerte Bild zu, dass der Garten im Winter abgibt.

    Die neue Terrasse

    Die Terrasse sah aus, als sei sie niemals für diesen Zweck gedacht gewesen: Eine bucklige Fläche aus Zementfliesen, zwischen denen es grünte und blühte.

    Der Pavillon

    Gartenpavillons haben etwas Trutschiges, aber zu Davids Garten gehört ein solcher unbedingt dazu.

Die erste Besichtigung

Eine Fläche nahezu jungfräulich zu übernehmen ist für manchen vielleicht der Horror, für jeden passionierten (Laien-)Gärtner aber ein großes Geschenk


Die erste Besichtigung fand im Juni 2010 statt. Die Bilder wurden mit einer sehr dürftigen Handykamera aufgenommen und sind dementsprechend qualitativ unterirdisch, dokumentieren aber den “Urzustand”.

Obwohl das dazugehörende Haus schon eine jahrzehntelange Geschichte hat, hatte sich offenbar niemand sonderlich um den Garten gekümmert. Er ist mit ca. 200 m ziemlich klein, für seine Lage in der Düsseldorfer Innenstadt aber fast riesig.

Wenn es mal einen Rasen gab hatte der sich inzwischen in eine Wildkräuterwiese verwandelt. Am Rand standen einige Sträucher wie Kirschlorbeer, Eibisch und Flieder. Dazu kamen einige Strauchrosen, von denen eine zur Wohnungsbesichtigung blühte – und gleich auf die Liste der erhaltenswerten Naturdenkmäler kam!

Dominierend waren mehrere Bäume: Eine Thuja, die sich später als Scheinzypresse outete, eine Wildkirsche, die offenbar ein Sämling aus dem Nachbargarten war, und ein baumartig gewachsener Holunder mit einem schrägen, gewundenen Stamm, den man in der Form selten sieht. Und natürlich Efeu! Überall kroch und rankte es herum, übertroffen nur von der einheimischen Waldrebe (Clematis vitalba L.), die sich der hinteren rechten Ecke bemächtigt hatte und mit ihren schlingenden Sprossen über eine kleines Wäldchen aus ca. 5 m hohen Holunderbäumen wuchs, sodass nur noch sporadisch Licht bis auf den Boden fiel. Dass sich hinter dem Wäldchen noch eine 4 m hohe Backsteinmauer zum Nachbargrundstück befand, konnte man bestenfalls erahnen. Mauern sind für eine Waldrebe, die an ihren natürlichen Standorten mühelos bis in hohe Baumkronen steigt, kein wirkliches Hindernis und so war sie auch schon zum Schrecken der Nachbarin geworden.


2012


Als ein Teich in das Trümmergrundstück gegraben wurde, eine Mixed Border gepflanzt wurde und ein Engel in den Garten zog. 


    Der Teich wird angelegt

    Mein "Teichleben" begann schon im Sandkasten. Wortwörtlich. Dort hatte ich mit 9 oder 10 mein erstes Minigewässer und habe Kaulquappen aufgezogen.

    Spalierobst und Mixed Border

    Wer schon einmal in einem Garten in England war kennt vermutlich die Beete, die aussehen, als seien sie aus dem Chaos geboren.

    Der Engel

    Etwas Gartenkitsch muss sein. Ich gehöre da nicht zu den Spartanern.

Spalierobst und Mixed Border

Wer schon einmal in einem Garten in England war kennt vermutlich die Beete, die aussehen, als seien sie aus dem Chaos geboren. Alles tummelt sich wild durcheinander.


Tatsächlich folgen sie strikten Kompositionen aus aufeinander abgestimmter Wuchshöhe, Blühzeitpunkten und -farben. Erst dann entsteht der Eindruck eines zwar üppigen, aber nicht ungepflegten Beets.

Mixed Border werden, wie der Name schon sagt, als Randbegleitung einer Rasenfläche oder vor Mauern gepflanzt. Bei mir traf beides zu. Ich hatte das Pflanzkonzept in einem Buch gesehen, eine blau-weiße Kombination verschiedener Stauden, dazu einige Kletterrosen. Ich habe sie in den Onlineshops renommierter Staudengärtnereien und einer Baumschule bestellt. Eine andere Chance hat man quasi nicht, wenn man präzise alle gewünschten Arten und Sorten und dazu noch alles zu einem Zeitpunkt bekommen möchte. In Ergänzung zu diesem Konzept wollte ich zusätzlich Spalierobst direkt vor die Mauer setzen, Äpfel und Birnen sowie einen Weinbergpfirsich, den ich schon hatte.

Aus der Sicht des Jahres 2019 stelle ich fest: Nicht alle sind sie geblieben, dafür kamen andere hinzu und aus dem Konzept der mixed wurde eine very mixed border. Insgesamt hat es sich aber bewährt. Dass ich von den Spalierobstbäumen kaum je geerntet habe hat wohl viel mit der Lage im Schatten der Zypresse zu tun. Auch der Rittersporn, der im Pflanzkonzept vorgesehen war, verabschiedete sich fast sofort wieder. Seit ich weiß, dass man ihm am besten immer etwas Sand oder Kies um die Sproßbasis streut, weil er sehr infektionsnfällig ist, geht es besser. Aber es scheinen doch kurzlebige Stauden zu sein und wenn die letzte gegangen ist werde ich sie nicht mehr ersetzen. Eisenhut ist nach meiner Erfahrung ein guter Ersatz und viel haltbarer. Richtig beeindruckend sind aber die Artischocke ‘Cardy’, die mit ihren silbrigen großen Blättern fast mehr beeindruckt als mit ihren Blüten (aber Hummeln lieben sie, sie baden regelrecht darin), und auch die Rose ‘Veilchenblau’, die inzwischen die ganze rückwärtige Mauer bis in eine Höhe von 4 m einnimmt, und zwar nur einmal im Jahr, aber dafür in verschwenderischer Fülle blüht.